Heutzutage wird es wohl kaum noch Metal Freaks geben, die den Namen Blind Guardian nicht kennen, da es dieser Band, trotz riesiger Verkausferfoge, gelungen ist, ihre Roots niemals zu vergessen, sondern ihren Stil immer weiter zu verfeinern und auszubauen und damit die breite Masse der Metalfans anzusprechen. Mit dem letzten Konzeptalbum "Nightfall In Middle-Earth" konnte man zudem auch ausserhalb der Metal Gemeinde den einen oder anderen Erfolg verbuchen, was wohl für sich spricht.
Angefangen haben Blind Guardian aber seinerzeit als reine Speed Metal Kapelle, die sich stark an die damals aufkommende Welle des deutschen Speed Metals anlehnte, wobei dabei insbesondere die frühen Helloween zu nennen sind. Die ersten beiden Alben "Battalions Of Fear" und "Follow The Blind" waren zwar keineswegs übel, "glänzten" aber durch eine sehr schwache Produktion sowie größtenteils unspektakulärem Material. Das änderte sich schlagartig mit dem dritten Album "Tales From The Twilight World", mit dem sich die Band zudem auch auf die Suche nach einer eigenen Identität machte. So wurde der Bombast Faktor im Vergleich zu den Vorgängern deutlich gesteigert und die Songstrukturen wurden insgesamt komplexer, ohne dabei aber an Eingängigkeit zu verlieren. Paradebeispiele für ohrwurmverdächtige Speed Granaten sind sowohl der Opener "Traveler In Time", das straighte "Welcome To Dying" sowie "Goodbye My Friend" - allesamt Highlights in der Karriere von Blind Guardian, die auch heute noch zeitlos sind und hervorragend rüberkommen. Dazu gibt`s mit "Lord Of The Rings" auch noch eine ruhigere Nummer (zum ersten mal in der Geschichte der Band) mit Keyboard Unterstützung sowie die gelungene Instrumental Nummer "Weird Dreams". Ein ganz besonderes Stück ist ebenfalls noch auf dieser CD vertreten: "Lost In The Twilight Hall" gehört zwar ebenfalls in die Kategorie "ohrwurmverdächtiger Speed Metal" (für mich übrigens einer der besten Tracks, den die Band bisher komponiert hat), kann aber mit Kai Hansen (Ex-Helloween, Gamma Ray) einen Special Guest aufbieten, der einen Teil der Vocals im Duett mit Hansi Kürsch singt, was sich extrem gut anhört und zudem stark an das Helloween Debut "Walls Of Jericho" erinnert. Abgerundet wird die CD noch von einigen weiteren excellenten Numemrn wie "The Last Candle" sowie einer Live Aufnahme von "Run For The Night", dessen Originalversion auf dem Debutalbum "Battalions Of Fear" zu finden war.
Alles in allem haben Blind Guardian mit "Tales From The Twilight World" ein hervorragendes Stück Musik abgeliefert, welches seinesgleichen sucht und sicherlich mit "Walls Of Jericho" (Helloween), "Death Or Glory" (Running Wild) oder "Heading For Tomorrow" (Gamma Ray) auf eine Stufe gestellt werden kann. Die Produktion ist ebenfalls astrein und vermag den Songs noch den letzten Schliff zu geben. Kurzum: Wer "Tales From The Twilight World" nicht sein eigen nennt, hat eines der besten Alben der German Speed Metal Welle verpasst und sollte sich jetzt schnell zum CD Händler aufmachen.
Fazit: 10 von 10 Punkten